bread
Ein Brot für freies Saatgut
Weißt du, woher das Saatgut kommt, das in deinem Essen steckt?
Der Großteil des verwendeten Saatguts stammt von nur wenigen multinationalen Konzernen. Sogar im Bio-Bereich gibt es nur wenig Alternativen. Stell dir vor, du könntest gegen Saatgut-Monopole protestieren, einfach indem du ein Brot kaufst!
Mit unserem open-source Brot möchten wir Bewusstsein und Verbindung schaffen – von den Pflanzenzüchter*innen bis zu den Verbraucher*innen. Menschen der gesamten Wertschöpfungskette tun sich dafür zusammen: aus Saatgutproduktion, Landwirtschaft, Mühlen und Bäckereien. Seit 2019 könnt Ihr so ein Brot kaufen, das die Agrarwende vorantreibt!
Das erste Open-Source Brot entsteht
Ein besonderer Weizen
Der Weizen Convento C ist eine ökologisch (Demeter) gezüchtete und open-source lizensierte Population. Population bedeutet, dass innerhalb der Pflanzen eine große genetische Vielfalt vorhanden ist. Das Ergebnis ist ein Weizen, der neben hohen Erträgen und erstklassigen Backeigenschaften auch besonders robust gegenüber Krankheiten und extremen Wetter ist.
Ökologisch gezüchtet und als Gemeingut geschützt
Dr. Hartmut Spieß, Dottenfelderhof
„Saatgut trägt den Charakter des Gemeingutes und muss vor Patentierung und Genmanipulierung geschützt werden.“ Dr. Hartmut Spieß und sein Team arbeiten in der Forschung und Züchtung des Dottenfelderhofes, ein bekannter Demeter Betrieb bei Frankfurt. Sie haben sich auf Getreidezüchtung spezialisiert und züchten Sorten, die in ihren Eigenschaften besonders an die Bedürfnisse des Bio-Landbaus angepasst sind. Dabei setzen sie einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von genetisch vielfältigen Populationen. Angesichts der Witterungsextreme der letzten Jahre erwies sich die Population Convento C als sehr geeignet.
Mit Sorgfalt angebaut
Gerhard Moser, Krumbecker Hof
Gerhard Moser leitet den 200 ha und 3 Mitarbeiter umfassenden Krumbecker Hof bei Lübeck, den er 1991 auf biologische Bewirtschaftung und 2004 auf Demeter Landwirtschaft umstellte. Nach Jahrzehnten des Kleegras-Anbaus konnten die schweren Ton-Böden zu fruchtbaren, humusreichen und gut bearbeitbaren Äckern verwandelt werden. Im Betrieb wird vor allem Brotgetreide hergestellt. Eine Biogas-Anlage verwertet das Kleegras, liefert wertvollen organischen Dünger und schließt damit den biologischen Nährstoffkreislauf.
Seit vielen Jahren beschäftigt sich Gerhard Moser intensiv mit der Saatgutfrage. Die Entwicklung des Saatgutmarktes empfindet er als große Bedrohung für eine nachhaltige Landwirtschaft - Insbesondere die Monopolbildung der großen Saatguthersteller, die kleinere Saatguterzeuger die Existenz zunehmend erschweren. Dies veranlasste ihn Convento C anzubauen und sich an der Open-Source-Brot-Aktion zu beteiligen.
Vom Müller zu Mehl gemahlen
Dirk Paulick
Die Wassermühle Müschen ist ein Handwerksbetrieb mit 170-jähriger Tradition. Dort verarbeiten die Paulicks, Vater und Sohn, Getreide aus ökologischem Landbau aus Brandenburg. Jährlich zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, zeigen Sie Interessierten ihre moderne Technik. Seit 2016 ist Paulicks Mühle Mitglied im Märkischen Wirtschaftsverbund „Fair und Regional“ und setzt sich für regionale Rohstoffe ein. Im Open-Source Prinzip sehen sie einen Weg, diese Werte weiter umzusetzen. Die Mühle beliefert alle teilnehmenden kleinen Bäckereien in Berlin mit dem Mehl des Open-Source-Weizens vom Krumbecker Hof.
Als leckeres Brot erhältlich in Berliner Backstuben
Die Bäcker und Bäckerinnen sind sich einig: Der verwendete Weizen soll zu 100% open-source sein. Alles Weitere ist ein Prozess: Wir setzen uns dafür ein, dass in Zukunft auch open-source Roggen und Dinkel Sorten auf den Markt kommen. Auch bei Sauerteig und Hefe ermutigen wir alle Bäckereien, freie Stämme ohne geistige Eigentumsrechte zu verwenden. Die Brote werden dann nach jeweils eigenen Rezepturen in den Backstuben mit Liebe per Hand gebacken. So geht unser open-source Brot auch richtig auf!
Wo gibt es open-source Brot?
Am liebsten würden wir das open-source Brot in ganz Deutschland und darüber hinaus anbieten. Für den Anfang war Berlin mit seiner lebhaften Bäckereien-Szene ideal: Bio und Handarbeit werden hier großgeschrieben, seit 2019 arbeiten wir dort mit mehreren Bäckereien zusammen. Inzwischen ist auch eine Cottbusser Bäckerei dabei. Unsere nächste Station ist das Rheinland, wo wir vom Saatgut bis zum Brot eine komplett regionale Wertschöpfungskette aufbauen wollen. Ab Frühjahr 2022 wird es in Köln und Bedburg frisches Brot aus freiem Saatgut geben.
Mehr dazu beim Ernährungsrat Köln und Umgebung
Berlin
Die Backstube | Wassertorstr. 2
Kønigliche Backstube | Zwiestädter Straße 10
Le Brot | Fuldastr. 54
Mehlwurm | Pannierstr. 2
Cottbus
Biobäckerei Schmidt | Straße der Jugend 83
Rheinland | ab Frühjahr 2023
Kürtener Landbäckerei Mario Fritzen | Wipperfürther Straße 389, 51515 Kürten
Erfahre mehr über die Backstuben
Die Backstube wurde 1981 gegründet und arbeitet seitdem als Kollektiv zusammen. Das bedeutet, dass die Verantwortung für den Betrieb in den Händen der Menschen liegt, die hier backen, ausfahren und verkaufen. Es bedeutet auch selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Arbeiten. In der Backstube arbeiten Sie mit handwerklichen Methoden und ausschließlich mit ausgewählten Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau. Seit ein paar Jahren bieten sie ein Biodiversität Brot aus einer alten Roggen Sorte an. Mit diesem Hintergrund war es für das Kollektiv nur natürlich, mitzumachen und auch ein Open-Source Brot in das Sortiment zu integrieren.
Die Kønigliche Backstube mit Sitz in Berlin betreibt Backhandwerk mit regionalen Bio-Zutaten. In Kürze mehr.
Vor zwei Jahren merkten Jan Schmieder-Balladur und seine französische Frau, dass in ihrem Berliner Kiez kaum gutes Bio-Brot zu finden war. So nutzte er seine Elternzeit in der französischen Bretagne, um Brotbacken zu lernen. Nach der Rückkehr gründete er die Bäckerei und Weinstube Le Brot in der Fuldastraße in Neukölln. Mit inzwischen über 10 Angestellten und dem neu aus Frankreich hinzugekommenen Backmeister Thomas bietet Le Brot tolle Croissants und Baguettes. Schmieder-Balladur: „Wenn nicht die kleinen Bäcker den ersten Schritt tun, passiert es nie“. Saatgut ist für ihn zentral für diese Transformation. Er backt ein Baguette mit 100% Open-Source Mehl.
Mehlwurm wurde im Februar 1983 von acht Bäckerinnen und Bäckern als selbstverwalteter Betrieb gegründet. Am Anspruch, die handwerkliche Produktion von Bio-Backwaren mit alternativen Betriebsstrukturen zu kombinieren, hat sich seither nichts geändert. Bis heute wird Mehlwurm gemeinschaftlich geführt. Mittlerweile arbeiten bei Mehlwurm etwa 30 BäckerInnen, VerkäuferInnen und FahrerInnen. Ihnen ist es wichtig, dass auch das Saatgut frei bleibt und Abhängigkeit von großen Konzernen vermieden wird. Ihr Open-Source Brot enthält 80% Open-Source Weizenmehl und 20% Roggenvollkorn.
MÄRKISCHES LANDBROT ist traditionell eine Lieferbäckerei, die schon seit 80 Jahren in Neukölln ansässig ist, seit 1981 ökologisch und seit 1992 in Demeter-Qualität backt. Der Bäckerei ist Regionalität wichtig, weshalb sie 80 Prozent ihres Getreides aus dem Berliner Umland bezieht. Zusätzlich unterstützt das Unternehmen die Rekultivierung alter Sorten wie Emmer, Einkorn oder Bergroggen und verzichtet komplett auf Getreide aus Hybridsaatgut. MÄRKISCHES LANDBROT mahlt täglich frisch, um möglichst viele der licht- und sauerstoffempfindlichen Aroma- und Vitalstoffe aus dem Getreide zu bewahren.
Mit der Biobäckerei Schmidt gehören Diana Lewandowski und ihr Sohn René Lewandowski seit 1997 zu den Bio-Pionieren in Cottbus. Als Müller Dirk Paulick ihnen vom Open-Source-Weizen erzählte, waren sie begeistert und führten die neue Getreidesorte sofort in ihr Sortiment ein. Im Kundengespräch kommen sie oft auf Covento C zu sprechen, häufig über das Thema Weizenunverträglichkeit, wobei sie die gute Bekömmlichkeit der Sorte hervorheben. Sowohl in Brot als auch in süßen Gebäcken haben sie den bisherigen Vollkornweizen durch Convento C ersetzt. Nicht nur für die Verträglichkeit des Weizens, sondern auch für die Verwendung von Open-Source-Saatgut gibt es viel Zuspruch von den Kundinnen und Kunden, denn diese tragen gerne dazu bei, mit ihrem Einkauf die nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaft zu unterstützen.
Herbert Wiens bäckt mit seinem Team in der eigenen Backstube in Köln-Nippes. Der Bäcker schätzt die persönliche Nähe zum Kunden und setzt auf die Verbindung von Tradition und frischen Ideen. Dabei ist es ihm wichtig, Verantwortung zu übernehmen, indem die Bäckerei ihre Rohstoffe sorgfältig auswählt und überwiegend auf regionale Lieferanten baut. Vielfalt wird in der Bäckerei Wiens groß geschrieben, auch im Sortiment: Neben Brot und Brötchen gibt es Süßgebäck und Torten, davon einiges in Bio und auch vegan.
Guido Boveleth führt seine Handwerksbäckerei in vierter Generation, die Backstube in Bedburg gibt es seit 1911. Als Obermeister der Bäckerinnung im Köln-Rhein-Erft-Kreis ist er stets an neuen Ideen interessiert und daran, wie das Bäckerhandwerk sich weiterentwickeln kann. Das »Brot für freies Saatgut« hat ihn sofort neugierig gemacht. Auch Regionalität ist Guido Boveleth wichtig, und das nicht nur für den Klimaschutz. Er findet auch gut, dass sich so Menschen aus einer Region gegenseitig unterstützen.
Die Handwerksbäckerei Boveleth wird ab Herbst 2021 Open-Source-Brot backen.
So kannst du mitmachen!
- Du bist Bäcker*in im Großraum Berlin oder Köln und hast Interesse am Projekt? Kontaktiere uns und werde Teil der bestehenden Projekte!
- Du züchtest an Roggen oder Dinkel? Viele Bäckereien sind sehr interessiert an Open-Source Getreide. Wir beraten Dich gerne rund um die open-source Sorten-Lizensierung und ihre Vorteile!
- Landwirte, Mühl-Betriebe, Bäckereien andernorts: Gerne unterstützen wir Euch dabei, das Projekt auch zu Euch in die Region zu holen. Wir freuen uns auf Eure Kontaktaufnahme!
- Du isst gerne Brot? Erzähl deinen Freund*innen vom open-source Brot – insbesondere in und um Berlin und Köln. Gerne auch in den sozialen Medien unter #OpenSourceBrot.